Der Kaisertitel
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Der Kaisertitel
from Snoopy on 08/03/2012 08:14 PMDie Kaiser
Die Kaiser seit Augustus herrschten nicht, weil man sie zu Alleinherrschern erklärt hatte
und ein entsprechendes Amt geschaffen hatte, sondern weil sie innerhalb des alten
republikanischen Ämtersystems (oder was davon übrig war) eine einzigartige Reihe
von Kompetenzen innehatten, die es ihnen ermöglichte, großen Einfluss auf die Volksversammlung
auszuüben.
Der Kaisertitel
Als Augustus 27 v. Chr. dann tatsächlich Kaiser wurde, hatte er das so hingebogen,
dass er alle seine Vorrechte vom Senat verliehen bekam. So sah es nicht aus,
als ob er die Macht mit Gewalt oder mit anderen Mitteln an sich gerissen hätte.
Alle Kaiser bis zu Diokletians Dominat erhielten diese Vorstellung aufrecht,
auch wenn mit der Zeit immer deutlicher wurde, dass das nur eine Formalität war.
Viele Kaisertitulaturen enthielten folgende Bestandteile:
Augustus: Der Senat verlieh Octavian diesen Ehrentitel 27 v. Chr. Es bedeutet
>>der Erhabene<<. Der Monat Sextilius wurde in August umbennant.
Augustus war ein religiöser Titel, der ihn passenderweise darüber erhob,
nur der Octavian vom Zweiten Triumvirat zu sein.
Augustus wurde zum Namen für alle regierenden Kaiser,
wenn es einen Juniorkaiser gab, war der ältere der Augustus.
Caesar: Das war Teil des Familiennamens der julich-claudischen Kaiser
(alle von Augustus bis Nero) und Zeigte ihre tatsächliche
(oder durch Adoption wie bei Tiberius) Abstammung von Julius Caesars Vater.
Mit Neros Selbstmord 68 n. Chr. war das julisch-claudische Kaiserhaus ausgestorben,
also übernahm später Kaiser Caesar als Namensteil, um die Vorstellung
einer Erbfolge innerhalb der Familie aufrechtzuerhalten.
Cäsar wurde auch zu einem Titel, der den designierten Nachfolger
eines Kaisers kennzeichnete - normalerweise ein Sohn oder ein Adoptivsohn
des Augustus. Ab dem 3. Jahrhundert wurde daraus nobilissimus Caesar
(>>alleredelster Cäsar<<).
Imperator: Das Wort hat denselben Ursprung wie Imperium, und so wurde ursprünglich
jeder Magistrat bezeichnet, der ein militärisches Kommando innehatte.
Dann wurde nur noch der siegreiche Feldherr so genannt, den seine Soldaten
zum Imperator ausgerufen haben und den der Senat als solches anerkannt hat.
Imperator war also ein Ehrentitel. Augustus benutzte ihn nicht als Titel,
sondern als Bestandteil seines Namens. Weil er Alleinherrscher war,
veränderte sich die Bedeutung des Begriffs im Sinne von Alleinherrscher.
Daher kommt auch der englische Begriff >>emperor<< für >>Kaiser<<.
Imperium: Das Imperium war ursprünglich eine reine militärische Gewalt,
wurde dann aber zum Begriff der Amtsgewalt der höchsten Beamten
(Diktatoren, Prätoren, und Konsuln), sie hatten innerhalb ihres Amtsbereichs
die absolute Macht. In der Königszeit hielten die Könige das Imperium.
Der Inhaber des Imperiums konnte die Kriegsführung und die Gesetzgebung
kontrolieren, er hatte auch Befehlsgewalt über Legionen.
Das Imperium wurde in der Republik nur für eine bestimmte Zeit verliehen.
Pompeius der Große wurde für seinen Kampf gegen die Piraten
sogar mit einem Imperium maius (einem >>großen Imperium<<) ausgestattet.
Er stand also über allen Amtsträgern, die auch mit diesem Auftrag zu tun hatten.
Auch Kaiser waren Träger des Imperium maius,
damit standen sie über allen anderen Amtsträgern.
Siegernamen: Die Kaiser nahmen eine Reihe militärischer Ehretitel an,
um an ihre siegreichen Kriege zu erinnern. Normalerweise wurde
darin die Region genannt, in der der Krieg stattgefunden hatte,
zum Beispiel Parthicus oder Dacicus in Anlehnung an Trajans Kriege
gegen die Parther und die Daker. Der Name Germanicus war als Titel
recht üblich, er geht zurück auf Germanicus, den Vater von Caligula,
der den Siegernamen nicht auf Grund eigener Erfolge trug,
sondern ihn von seinem Vater geerbt hatte. Zu Beginn von Tiberius´
Herrschaft unternahm er zwar einige militärische Aktionen
im Freien Germanien, die allerdings nicht sonderlich erfolgreich waren.
Pater Patriae: 2 v. Chr. wurde Augustus dieser Titel vom Senat verliehen.
Er bedeutet >>Vater des Vaterlandes<< und war eine Art
religiös-patriotischer Titel, durch den seine überragende Rolle bei der
>> Wiederherstellung<< der Republik anerkannt wurde.
Auch viele spätere Kaiser trugen diesen Titel.
Pontifex Maximus: Das ist der Titel des Oberpriesters, ein Amt,
das auf Lebenszeit verliehen wurde. Ein Kaiser erhielt es
normalerweise bei Amtsantritt, auch wenn Augustus erst 13 v. Chr.
Pontifex Maximus wurde (immerhin 14 Jahre nach Beginn seiner Herrschaft)
- was daran lag, dass sein Vorgänger erst dann starb.
Der Amtsträger hatte die Oberaufsicht über alles,
was mit römischer Religion und der Religionsausübung zu tun hatte.
Heute kommt der Papst dieser Funktion wohl am nächsten,
er nennt sich auch selbst Pontifex Maximus.
Princeps: Der Begriff geht auf die lateinischen Wörter primus und capere zurück,
das heißt wörtlich >>zuerst/als Erster nehmen<<.
Dieser Titel ging mit einer anderen Wendung einher - Primus Inter Pares
(Erster unter Gleichen). Augustus bezeichnete sich also nicht als Dictator
(Cäsar war Diktator auf Lebenszeit, die dann allerdings
nicht mehr besonders lang war) oder gar Rex (König),
sondern ganz bescheiden als >>erster Bürger<<,
der auf Grund seiner überragenden Tugenden herrschte.
Dazu gehörten seine auctoritas (Ansehen) und seine dignitas (Würde),
die ihn zum Herrschen befähigten. Fakt ist, dass der Senat ihm die meisten
Amtsvollmachten der Magistrate übertragen hat, ohne dass Augustus
gleichzeitig das Amt übernehmen musste. So hatte er zum Beispiel
alle Rechte eines Volkstribuns, ohne einer zu sein.
Dieses Herrschaftssystem haben auch seine Nachfolger übernommen,
weshalb die Herrschaftsformen des Römischen Reichs von Augustus bis Diokletian
heute als Prinzipat bezeichnet wird. Unser Wort >>Prinz<<
kommt übrigens von Princeps.
Römischer Kaiser - eine Stellenbeschreibung
Augustus und seine Nachfolger besetzten eine ganze Reihe republikanischer Ämter
oder hatten zumindest deren Amtsvollmachten inne. Darunter waren die des Volkstribuns,
des Konsuls und des Zensors.
Indem sie diese Posten besetzten oder die entsprechende Befugniss hatten, erweckten die Kaiser
den Anschein, innerhalb der republikanischen Staatsform zu arbeiten.
Dadurch erhielt ihre Macht eine legale Grundlage. Augustus behauptete ja,
er habe die Republik wiederhergestellt, nicht zerschlagen.
Quem fors dierum cumque dabit, lucro adpone!
Jeden Tag, den das Schicksal Dir schenkt, verbuche als Gewinn!